Proseminar Zahlentheorie

Mittwochs 12-14, SR 404, Eckerstr. 1

Oliver Bräunling




Vorbesprechung:

SR 414 (Eckerstraße 1), Mittwoch, 8. Juli, 12 Uhr




Anmeldung:

Teilnehmer-Liste bei Frau Frei (Raum 433)




Ablauf:

Übersicht zum Thema:

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei zufällig gewählte natürliche Zahlen teilerfremd sind? Überraschenderweise $6/\pi^{2}$, wobei es zunächst völlig unklar erscheinen mag, was Primzahlen überhaupt mit einer Zahl wie $\pi$ zu tun haben. Wie viele Möglichkeiten gibt es eine natürliche Zahl $n$ als Summe natürlicher Zahlen zu schreiben? Wenn $n$ klein ist, kann man das von Hand schnell durchprobieren. Für große $n$ wird dies zunehmend unpraktikabel. Man kann jedoch zeigen, dass je größer $n$, die Zahl ungefährMATH ist. Wir wollen uns mit solchen oder ähnlichen Fragen beschäftigen. Auch damit, was eine algebraische oder transzendente Zahl ist, und warum es kein Polynom mit rationalen Koeffizienten gibt, dass bei $\pi$ eine Nullstelle hat.




(Sehr vorläufiges) Programm:

  1. Erzeugendenfunktionen (D. Newman, Kapitel 1, S. 1-10, endet vor "An identity of Euler")
    Wir schreiben kombinatorische Größen als Potenzreihen auf und verwenden mit großem Effekt algebraische Operationen, z.B. die Partialbruchzerlegung, um aus den Eigenschaften dieser Funktionen etwas über das ursprüngliche kombinatorische Problem zu sagen.

  2. Bernoulli-Zahlen, Polynome und Euler-MacLaurin Summation I

  3. (Optional) Bernoulli-Zahlen, Polynome und Euler-MacLaurin Summation II
    Kombiniertes Thema: Die Berechnung von $\sum_{k=1}^{n}k$ ist Schulstoff. Was ist mit MATH für $i>1$? Eine allgemeine Idee ist es, solche Summen durch das korrespondierende Integral MATH anzunähern; vielleicht kann man den Fehler dieser Annäherung genau bestimmen? Dies führt auf Bernoulli-Polynome, die Faulhaber'sche Formel für MATH und die Stirling-Formel MATH. Siehe Apostol, §3.3. Evtl. auch Dirichlet's asymptotische Formel (Apostol, §3.5, Thm. 3.2 + Thm. 3.3).

  4. Wegintegrale und der Integralsatz von Cauchy (z.B. Jänich)
    Wir lernen oder wiederholen, wie man eine komplex differenzierbare Funktion entlang eines Weges integriert und den zentralen Integralsatz von Cauchy, der uns noch mehrfach begegnen wird. Das Maximum Modulus Prinzip.

  5. Die Partitionsfunktion I, Asymptotik von Hardy-Ramanujan (D. Newman, Kapitel 2)

  6. Die Partitionsfunktion II, Asymptotik von Hardy-Ramanujan (D. Newman, Kapitel 2)
    Auf wie viele Varianten kann man eine natürliche Zahl als Summe natürlicher Zahlen schreiben?MATH Dies erfordert zwei oder gar drei Vorträge und lässt sich nur realistisch gemeinsam vorbereiten. Auch die Aufteilung des Materials auf zwei Vorträge soll von den Vortragenden konzipiert werden.

  7. Die Riemann'sche Zetafunktion, Definition Dirichlet-Reihen
    Wir definieren die Zetafunktion, beweisen die zentrale FormelMATH und diskutieren die analytische Fortsetzung, Konvergenz und grundlegende Eigenschaften von Dirichlet $L$-Reihen (z.B. Knapp, Kapitel VII, §1 und §2, oder Apostol oder Serre)

  8. (Optional) Multiplikative Funktionen und Dirichlet-Reihen
    Wir wollen uns mit dem Konzept der $L$-Reihen näher beschäftigen.

  9. Dirchlets Satz über Primzahlen in arithmetischen Progressionen I

  10. Dirchlets Satz über Primzahlen in arithmetischen Progressionen II
    Dieser Satz erfordet zwei Vorträge. Eine sinnvolle Aufteilung wäre: Fourier-Theorie auf endlichen abelschen Gruppen und der Hauptbeweis ohne die Nichtverschwindungs-Aussage $L(\chi,1)\neq0$. Im 2. Vortrag: $L(\chi,1)\neq0$. Bei Knapp wäre dies Kapitel VII, §3 und §4, ohne Lemma 7.11. Für die Nichtverschwindung gibt es alternative knappere Argumente als bei Knapp.

  11. Die Gammafunktion und die Formel von Wallis
    Wir diskutieren die Gammafunktion und die Formel von WallisMATH Evtl. Formulierung der Funktionalgleichung der Zetafunktion.

  12. Die unendliche Partialbruchdarstellung des Kotangens
    Siehe z.B. Delahaye. Die FormelMATH für MATH soll gezeigt werden. Als Anwendung dieser Formel zeigt man die berühmte FormelMATH durch Bestimmung der Taylorreihe der Funktion $x\cot x$ via der Partialbruchdarstellung, sowie Ausnutzung der elementaren Identität MATH. Es folgtMATH Es gibt auch eine statistische Interpretation: \Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei beliebig gewählte natürliche Zahlen teilerfremd sind, ist genau MATH", also ca. $61\%$.

  13. Der Primzahlsatz I

  14. Der Primzahlsatz II
    aus dem Buch von Newman, oder die Darstellung von Don Zagier.

  15. Algebraische Zahlen und Siegels Lemma
    Wir wollen definieren was eine algebraische Zahl ist und beweisen, dass diese Zahlen einen Ring formen. Wir wollen einige Grundbegriffe kennenlernen, z.B. die Norm, und Siegels Lemma über die ganzzahligen Lösungen linearer Gleichungssysteme kennenleren (S. Lang, Introduction to transcendental numbers, Chapter 1).

  16. Der Sätze von Schneider-Lang und Gelfond-Schneider.
    Wir beweisen den Satz von Schneider-Lang (S. Lang, Introduction to transcendental numbers, Chapter 3, §1-§3). Der Satz von Gelfond-Schneider folgt unmittelbar. Die Anwendung auf $\wp$ und $j$ aus dem Buch lassen wir weg.

  17. Abzählbar, überabzählbar
    Wir wollen die Begriffe "abzählbar" und "überabzählbar" kennenlernen. Dann wollen wir zeigen, dass die reellen und transzendenten Zahlen überabzählbar sind und die algebraischen abzählbar (Cantor).




Studien/Prüfungsleistung




Literatur:

M. Aigner, G. Ziegler Proofs from THE BOOK (2nd Edition), Springer, 2000

J. P. Delahaye Pi - Die Story, Birkhäuser, 1999 (Übersetzung des franz. Originals, Le fascinant nombre $\pi$, Belin, Pour la Science, 1997)

D. J. Newman Analytic Number Theory, Springer 1998

S. Lang Introduction to transcendental numbers, Addison-Wesley 1966

T. Apostol Introduction to Analytic Number Theory, Springer 1976

J.P. Serre A Course in Arithmetic, Springer

Es gibt zahlreiche weitere Quellen, die vergleichbares Material abdecken.