Wintersemester 2017/18: Vorlesung Funktionentheorie 2

PD Emanuel Scheidegger

Vorlesung

  • Wann und wo:

    Di, Do, 8 - 10, HS II, Albertstr. 23b

  • Thema:

    Modulformen sind komplex-analytische Funktionen auf der oberen komplexen Halbebene, welche eine bestimmte Funktionalgleichung und eine Wachstumsbedingung im Unendlichen erfüllen. Letztere garantiert, daß Modulformen eine komplexe Fourierreihen-Entwicklung besitzen. Die Theorie der Modulformen gehört also in den Bereich der Funktionentheorie, aber ihre zentrale Bedeutung liegt in ihrem Zusammenhang zur Zahlentheorie, zur Geometrie, und zur Darstellungstheorie. Daher resultieren auch die meisten ihrer Anwendungen.

    Oft können Zählprobleme dadurch gelöst werden, indem man eine erzeugende Funktion aufstellt und deren Eigenschaften untersucht. In günstigen Situationen ist diese Funktion eine Modulform. Ihre Fourier-Koeffizienten sind dann die Lösung des Zählproblems. Daher rührt auch die Hauptanwendung von Modulformen in der Physik. Die Anzahl der Zustände eines quantenmechanischen Systems mit vorgegebenen Quantenzahlen wird durch die sogenannte Zustandssumme beschrieben, welche in günstigen Fällen eine Modulform ist.

    Ein berühmtes Zählproblem in der Mathematik sind die Dimensionen der Darstellungen der größten endlichen einfachen Gruppe, dem sogenannten Monster (mit $\sim 10^{53}$ Elementen). Die - inzwischen bewiesene - Monstrous Moonshine Vermutung besagt, daß die erzeugende Funktion dieser Dimensionen eine ganz bekannte Modulform ist.

    Eine der faszinierendsten Anwendungen der Theorie der Modulformen ist der Beweis von Fermats letztem Satz, der besagt, daß $a^n + b^n = c^n$ für $n > 2$ keine ganzzahlige Lösung außer $a = b = c = 0$ besitzt. Zugrunde liegt die Tatsache, daß die komplexe Kurve $y^2 = x(x - a^n)(x - b^n)$ sehr viele Symmetrien besitzt und durch Modulformen eindeutig beschrieben werden kann. Solche Kurven heißen elliptische Kurven und sind das zentrale geometrische Objekt in der Theorie der Modulformen.

    Das Ziel der Vorlesung ist es, eine elementare Einführung in die Konzepte der Modulformen und elliptischen Kurven zu geben mit Schwergewicht auf expliziten Rechnungen, während abstrakte Konzepte der Zahlentheorie weniger berücksichtigt werden.

Hausaufgaben

  • Anmeldung: Bitte melden Sie sich in Campus Management - HISinOne für die Übungen an.
  • Start des Übungsbetriebs: Die Übungen finden jeweils dienstags von 10 - 12 Uhr im SR 403 statt. Der Termin vom Dienstag, den 17. 10. 2017, wird auf Donnerstag, den 19. 10. 2017, von 10 - 12 Uhr im SR 403 verschoben.
  • Ausgabe: Die Aufgabenblätter werden jeweils dienstags in der Vorlesung ausgegeben sowie online gestellt, Sie haben eine Woche Zeit zur Bearbeitung.
  • Abgabe: Jeweils dienstags bis 10:00 Uhr in der Vorlesung, eine Woche nach Ausgabe der Aufgaben.
    • Sie dürfen Ihre Lösungen in Zweiergruppen einreichen, allerdings nur, wenn die Zweiergruppe zu ein und derselben Übungsgruppe gehört. Sie müssen in der Lage sein, alle von Ihrer Zweiergruppe eingereichten Lösungen frei an der Tafel vorzurechnen.
    • Heften Sie Ihre Lösungsblätter mit Heftstreifen, Tackern oder ähnlichem zusammen, auf keinen Fall mit Büroklammern.
    • Schreiben Sie auf jedes Blatt Namen und Nummer Ihrer Übungsgruppe.
  • Rückgabe: Der Übungsgruppenleiter korrigiert Ihre Lösungen und gibt sie Ihnen etwa eine Woche nach Abgabe in Ihrer Übungsgruppe zurück, wo die Aufgaben besprochen und zum Teil vorgerechnet werden.

Aufgabenblätter

Tutorium

Studienleistung

Die aktive Teilnahme an einer der Übungsgruppen ist Voraussetzung für die Studienleistung. Aktive Teilnahme bedeutet:
  • Anwesenheitspflicht - Sie dürfen höchstens zweimal bei den Übungen fehlen.
  • Hausaufgaben - Sie müssen mindestens 50% der maximal möglichen Übungspunkte erreichen.
  • Vorrechnen - Sie müssen mindestens zwei Übungsaufgaben an der Tafel präsentieren. Abgegebene Übungsaufgaben müssen auf Aufforderung durch den Tutor/die Tutorin hin an der Tafel präsentiert werden können.

Literatur

  • Neil Koblitz, Introduction to Elliptic Curves and Modular Forms, Springer, 2nd edition, 1993
  • Don Zagier, Elliptic Modular Forms and Their Applications, in The 1-2-3 of Modular Forms, Springer, 2008
  • Fred Diamond, Jerry Shurman, A First Course in Modular Forms, Springer, 2005
  • Martin Eichler, Don Zagier, The Theory of Jacobi Forms, Birkhäuser, 1985